Ein beherzter Kulturstaatsminister
Der Verleger und Journalist Wolfram Weimer, Jahrgang 1964, ist seit 2025 Staatsminister beim Bundeskanzler und Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien. Weimer, der keiner Partei angehört, wird in der Öffentlichkeit als Vertreter des liberal-konservativen Spektrums wahrgenommen. Sein Credo lautet: »Der Konservative ist Patriot, der Konservative steht zum gefühlten Vaterland wie zur Muttersprache, der Konservative fühlt das Abendland als Heimat.« In seiner ersten Rede als Kulturstaatsminister im Deutschen Bundestag sagte Weimer, ihn leite ein »Grundmotiv Friedrich Schillers, nämlich dem, wonach die Kunst eine Tochter der Freiheit ist«. Aus seiner Sicht sollte Politik »nicht versuchen, Kultur und Medien zu instrumentalisieren«. Kunst dürfe kein Mittel der Ideologie sein, sondern vielmehr ein Raum der Freiheit, in dem die Grenzen des Sagbaren und Darstellbaren erweitert und nicht eingeschränkt werden sollen.
Im August 2025 verbot er den 470 Mitarbeitenden im Kanzleramt die Verwendung geschlechtergerechter Sprache in dienstlichen Schreiben und Vermerken: »Statt Formulierungen mit Sternchen oder Binnen-I zu verwenden, begrüßen wir die Adressaten mit der Anrede ›sehr geehrte Damen und Herren‹«, sagte Weimer. Damit halte man sich auch an die Vorgaben des Rats für deutsche Rechtschreibung. Privat stehe es weiterhin jedem frei, »sich so auszudrücken, wie er oder sie es möchte«. Aber erzwungenes Gendern spiegele nicht wider, wie die Mehrheit in Deutschland (rund 80 Prozent der Deutschen lehnen das Gendern ab) es abspreche. Vielmehr vertiefe das Gendern eine Spaltung der Gesellschaft. Sprache solle verbinden, nicht trennen. »Deshalb lehne ich jede bevormundende Spracherziehung ab«, meinte Weimer gegenüber dem »Bild am Sonntag«. (Quelle: u.a. dpa) Dass Weimers Entscheidung nicht auf allgemeine Zustimmung stieß, überrascht nicht. Der frühere Queer-Beauftragte der Bundesregierung Sven Lehman kritisierte das Verbot. Weimer bevormunde seine »Mitarbeiter*innen«. Es sei »ein Zeichen von autoritärer Unkultur«, transgeschlechtliche und nicht-binäre Menschen durch Sprache auszuschließen.